ERWORBENE UND NATÜRLICHE FÄHIGKEITEN IM KWOON DO

von Shi Zu Rainer Franzolet

 

Manche Menschen haben von Geburt an nicht nur einen guten Körperbau, sondern auch schnelle Reaktionen und Widerstandsfähigkeit. Sie haben es gut. Aber beim Kwoon Do, wie bei allen Kampfkunstarten, ist eigentlich alles Erlernte eine erworbene Fähigkeit. Sich intensiv mit Kwoon Do zu beschäftigen gibt einem ein Gefühl, das aus dem Herzen kommt. Man hat die innere Gewissheit, dass man erhält, was einem wirklich Not tut. Wenn man es erlangt hat, spürt man es und wächst daran. Vielleicht versteht man es nicht ganz, aber man strebt nach weiterer Vervollkommnung. Je weiter man fortschreitet, desto einfacher und natürlicher wird alles. Man folgt den einfachen Wegen der Natur.

Das Entscheidende ist das Tun, nicht so sehr die Ausführung. Es gibt keinen Schauspieler, nur das Spiel! Bei jeder leidenschaftlichen Verfolgung eines Verlangens zählt das Verlangen mehr als die verlangte Sache. Es gibt keinen Erfahrenden, nur die Erfahrung! Es zählt nur der Moment des Erlebens.

Wenn das Ich-Bewusstsein ausgeschaltet ist, dann erreicht die Kunst ihren Höhepunkt. Freiheit entdeckt der Mensch erst dann, wenn er das Interesse daran verliert, welchen Eindruck er macht oder machen wird.

 

Der Kwoon Do Meister

Alle Meister in all den verschiedenen Zweigen der Kunst müssen zuerst Lebenskünstler sein. Das gilt auch für den Kwoon Do Meister. Alle verschwommenen Vorstellungen müssen verschwinden, bevor sich ein Schüler Meister nennen kann.

In der Tat ist es schwer, die Situation oder die Gegebenheit einfach zu sehen. Unser Verstand ist sehr komplex, deshalb ist es leicht jemand Geschicklichkeit zu lehren. Aber es ist sehr schwer, jemandem zu einer eigenen Verhaltensweise zu verhelfen, Ihn oder Sie bis hin zum Kwoon Do Meister zu unterrichten.